Ein Forschungsprojekt für den Wald von morgen

Acht Institutionen untersuchen, wie sich Wälder gegen Brände und Klimawandel wappnen können

Foto: © Dr. Tilo Geisel

Forschen für feuerfeste Wälder - das Projekt


Wege zum widerstandsfähigen Wald

Wie sieht ein Wald aus, dem Hitze, Trockenheit und Brände wenig anhaben können? Wie entsteht ein Waldökosystem, das unter den Bedingungen des Klimawandels widerstandsfähig bleibt?

Das Forschungsprojekt PYROPHOB („feuerabweisend“) will diese Fragen beantworten. Es ist dringend nötig: Hitze, Trockenheit und Stürme machen dem Wald in Deutschland zu schaffen und werden künftig eher zunehmen. Waldbrände häufen sich.

Ganzheitlicher Forschungsansatz

Acht Verbundpartner verschiedener Disziplinen arbeiten bei PYROPHOB zusammen. Auf verbrannten Waldflächen erforschen sie in einem riesigen “Freilandlabor” die Auswirkungen des Feuers auf das Ökosystem. Das Besondere: Auf einigen Flächen wurden die verbrannten Bäume entfernt, der Boden gepflügt und junge Bäume gepflanzt, auf anderen wurden Baumsamen verstreut. Wieder andere werden sich selbst überlassen und regenerieren sich unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen. Untersucht werden der Boden und sein Wasserhaushalt, die Ansiedlung von Pflanzen und Pilzen, das Vorkommen von Tieren, das Baumwachstum sowie die Entwicklung des Mikroklimas.

Forschungsfragen sind unter anderem: Wie wirkt es sich auf den Boden aus, wenn Waldbrandflächen beräumt und befahren werden? Was heißt das für Mikroklima, die Feuchtigkeit des Bodens und seine Fähigkeit, Wasser zu speichern? Wie beeinflusst es die Ansiedlung verschiedener Baumarten und anderer Pflanzen, von Tieren und Pilzen? Und wie sieht es auf Flächen aus, die nicht beräumt wurden?

Modelle für die Forstwirtschaft der Zukunft

Die Erkenntnis, dass Nadelholzmonokulturen zu anfällig sind, um ein zukunftsträchtiges Modell für die Forstwirtschaft zu sein, hat sich bereits durchgesetzt. Die vergleichende Beobachtung der PYROPHOB-Forschungsflächen kann Aufschluss darüber geben, wie möglichst schnell Laubmischwälder entstehen, die ein ausgeglichenes Mikroklima haben, viel Feuchtigkeit speichern - und damit „pyrophob“ sind. Aus dem Projekt ergeben sich letztendlich Handlungsempfehlungen für die Regeneration waldbrandgeschädigter Flächen.

verbrannte Kiefern in Monokultur
Laubmischwald
Fotos: © Dr. Tilo Geisel

Forschen im Freilandlabor - Die Flächen


Übersicht

  • Die Untersuchungsgebiete liegen im Süden Brandenburgs, einem der trockensten Bundesländer. Sie sind von Kiefernwäldern auf sandigen und armen Standorten geprägt.

  • Beide Areale sind munitionsbelastet. Deshalb umfasste das Projekt erhebliche Mittel zur Kampfmittelsondierung und -räumung, um das Risiko bei den Forschungsarbeiten zu minimieren.

  • Allein in Treuenbrietzen wurden etwa 1.500 kg Kampfmittel und rund 3.700 kg Munitions-Metallschrott auf 13,3 Hektar geborgen.

Untersuchungsdesign

  • Nach dem Brand wurden die Untersuchungsflächen unterschiedlich behandelt. Hier knüpften die PYROPHOB-Forscher*innen zu Projektbeginn im Mai 2020 an.

  • Insgesamt ergaben sich 15 Behandlungsvarianten (treatments) mit je 10 Probepunkten (Plots), davon je drei so genannte Hauptprobekreise (VIP = Very Important Plot).

  • An jedem Plot erfolgen Messungen abiotischer und biotischer Faktoren.

Treuenbrietzen

  • Waldbrände 2018 und 2022

  • Verbrannte Fläche 2018 rund 400 Hektar

  • Gesamtgröße Untersuchungsfläche circa 47 Hektar

  • Teilbereich Privatwaldgenossenschaft: 2018 großflächige Fällung und Räumung der verbrannten Bäume, Bodenbearbeitung sowie Pflanzung verschiedener Baumarten (I, J, H)

  • Teilbereich Kommune Treuenbrietzen: Tote Bäume blieben teilweise stehen, teilweise wurden verschiedene Baumarten gesät oder junge Bäume gesetzt (C, D, E, F); zwei Flächen mit natürlicher Sukzession (B, K)

  • Unverbrannte Referenzfläche (G)

  • Verkauf des Kommunalwaldes im Mai 2022, nach erneutem Brand im Juni 2022 Ausweisung einer neuen Referenzfläche (L)

Jüterbog

  • Waldbrand 2019

  • Gesamtgröße der Untersuchungsfläche circa 18 Hektar

  • Verbrannte Fläche rund 800 Hektar, größter Waldbrand in Brandenburg seit Jahrzehnten

  • Im Besitz der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg - Die Wildnisstiftung

  • Untersuchungsflächen werden der Naturverjüngung, d.h. der natürlichen Sukzession überlassen, keine Baumfällungen (U, V, Z, X, Y)

  • Unverbrannte Referenzfläche (Z)

Partner


Der ganzheitliche Ansatz macht PYROPHOB zu einem besonderen Projekt. Die acht Partner bearbeiten jeweils ein Teilvorhaben.

Kontakt


Für Fragen, Informationen und Anregungen stehen wir zur Verfügung. Die Ansprechpartner der einzelnen Teilvorhaben finden Sie hier.

Prof. Dr. Pierre Ibisch


Professor for Nature Conservation
Centre for Econics and Ecosystem Management Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Projektleitung

Email

Dr. Antje Bischoff

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg

Die Wildnisstiftung

Öffentlichkeitsarbeit

0331-7409322

Email

Presse & News


PYROPHOB im Dokumentarfilm

Das Forschungsprojekt ist jetzt im Film “Der Waldbrand” von Klaus Tümmler zu sehen.

25.10.2023

Interview mit Dr. Antje Bischoff

PYROPHOB: Erforschung feuerabweisender Wälder im Zeitalter der Klimakrise

14.08.2022

Erneuter Waldbrand in Treuenbrietzen - erste Einschätzungen aus der Wissenschaft

Statement von Prof. Dr. Pierre Ibisch, Dr. Jeanette Blumröder, Anja Binder

19. Juni 2022

PYROPHOB auf der Galileo-Konferenz

"Feuerauswirkungen an der Erdoberfläche in Raum und Zeit: Perspektiven für das zukünftige Feuermanagement"

PYROPHOB-Forscher präsentierten ihr gemeinsames Projekt einem internationalen Fachpublikum auf der internationalen EGU Galileo Konferenz GC9-Fire.

  1. April 2022

Medienberichte


PYROPHOB in Presse, Funk und Fernsehen

“Brandwald bei Treuenbrietzen - Eigentümer schmeißt Waldbrand-Forscher raus”

Artikel, MAZ+, 12.10.2023

“Die weiteren Aussichten: Feuerwetter in Deutschland”

Artikel, Spektrum, 27. Juli 2023

“Sollte man den Wald einfach in Ruhe lassen?”

Artikel, FAZ, 6. Juli 2023

„Rückschlag für die Waldbrandforschung”

Fernsehbeitrag, 3sat Nano, 29. Juni 2022

„Wälder für den Klimaschutz”

Fernsehbeitrag, ARD Mittagsmagazin, 28. Juni 2022

„Da brennt kein Wald”

Artikel, taz Online, 26. Juni 2022

„In Brandenburg brannte ein Millionenprojekt, das ausgerechnet der Waldbrandforschung dienen sollte. Wie konnte das passieren?”

Artikel, Stern+ Online, 24. Juni 2022

“Germany's forests: Rising from the ashes”

Radiobeitrag, Deutsche Welle, 24. Juni 2022

„Forschung in Flammen: Der Wald brannte genau dort, wo Waldbrand untersucht wurde”

Artikel, GEO Online, 23. Juni 2022

„Waldbrände in Brandenburg: „Leben auf einem Pulverfass“ – Brandwachen sollen Lage im Blick behalten”

Artikel, Münchner Merkur Online, 22. Juni 2022

„Wir haben uns die Forstbrandgefahr selbst geschaffen"

Artikel, Spektrum der Wissenschaft, 22. Juni 2022

„Ich halte die Lage für sehr gefährlich“

Ein Gespräch mit Prof. Pierre Ibisch

Radiobeitrag, Deutschlandfunk, 22. Juni 2022

Ergebnisse


Aus den bisher erhobenen Daten lassen sich erste Tendenzen erkennen, wie sich Waldbrandflächen in den Folgejahren entwickeln. Hier werden ausgewählte Ergebnisse gezeigt.

Pioniere auf Brandflächen

Auf den Untersuchungsflächen in Treuenbrietzen und Jüterbog wurden 2020 typische Brandstellen-Besiedler nachgewiesen. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Pilz- und Moosarten.

Wissenschaftliches Fotomonitoring

Vier Mal pro Jahr fotografiert die Wildnisstiftung auf jeder Untersuchungsfläche immer den gleichen Bildausschnitt eines Plots. Die Aufnahmen dokumentieren den Zusammenbruch verbrannter Bestände und die Wiederbesiedlung der Flächen, insbesondere durch Pappeln und Birken.

Totholz nach Waldbränden

Das Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, die Universität Potsdam und die Naturwald Akademie führen Totholzuntersuchungen durch. Die Bestände entwickeln sich je nach Brandschwere verschieden.

Vegetation - blühendes Leben nach dem Brand

Die Universität Potsdam untersucht die Vegetation. Ein Waldbrand führt erst einmal zu einer höheren Diversität: Auf den abgebrannten Flächen finden sich mehr Pflanzenarten.

Wildtiere und Waldbrände

Die Naturwald Akademie führt auf den Waldbrandflächen ein Wildtiermonitoring durch. Die Tiere werden mittels Wildtierkameras, Luftaufnahmen und Thermografie erfasst. Füchse und Hasen werden besonders häufig gesichtet.

Verbrannter Boden und die Folgen

Welche Auswirkungen Waldbrände auf den Boden haben, untersucht die Brandenburgisch Technische Universität Cottbus-Senftenberg. Große Teile der Humusschicht sind durch die Feuer bei Jüterbog und Treuenbrietzen zerstört worden.

Forstliche Behandlung und Bodenfeuchte

Für die Ansiedlung und das Wachstum von Pflanzen sind geeignete Temperaturbedingungen und ausreichend Wasser wichtig. Um den Einfluss verschiedener forstlicher Behandlungen zu bestimmen, messen Wissenschaftler*innen der Universität Potsdam die Bodenfeuchte und -temperatur in mehreren Tiefen.

Forstliche Behandlung und Mikroklima

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde analysiert den Einfluss der forstlichen Behandlung auf das Mikroklima. Dabei werden mikroklimatische Faktoren wie die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit in Bezug zum Kronenschlussgrad gesetzt.

Hilfreiche Holzkäfer auf Waldbrandflächen

Die Holzkäferfauna wird vom Büro Umland im Auftrag der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde untersucht. Das reiche Totholzangebot auf den Waldbrandflächen bietet hochwertige Lebensräume für eine arten- und individuenreiche Totholzkäferfauna.

Fungi first: Pilze auf Waldbrandflächen

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Forstgenetik untersucht die Pilze auf den Waldbrandflächen. Ein Team von ehrenamtlichen Helfer*innen der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg (PABB e.V.) beteiligt sich an der Erfassung. In den einzelnen Jahren zeigt sich jeweils ein unterschiedliches Bild.